Eine Sonnenfinsternis vor der eigenen Haustüre, ein Traum geht in Erfüllung

Curacao, 26.02.1998

  Fototips von Silvia Kowollik                                Letzte Aktualisierung:  02.08.1999

Eine Sonnenfinsternis ist ein einmaliges Erlebnis, und viele Menschen in Deutschland möchten dieses Erlebnis am 11. August 1999 in Bild und Ton festhalten. Fast jede Kamera und jeder Camcorder ist dafür geeignet.

Ich möchte mit diesem Beitrag meine Erfahrungen in Curacao anläßlich der Sonnenfinsternis vom 26. Februar 1998 an alle interessierten Fotografen weitergeben.

Kameravoraussetzungen:

Objektivauswahl:

Die Sonne erscheint uns am Himmel gerade einmal so groß wie unser Daumennagel, daher ist sie auf Aufnahmen mit dem 50 mm Objektiv (Normalobjektiv) nur ein winziger Punkt.Eine größere Abbildung der Sonnenscheibe erhalten Sie durch die Verwendung von Teleobjektiven.


Diese Abbildung zeigt Ihnen, wie groß die Sonnenscheibe mit den entsprechenden Teleobjektiven auf Kleinbildformatfilmen abgebildet wird:

Wenn Sie einen Konverter besitzen, können Sie damit die Brennweite verlängern und dadurch die Abbildung des Sonnenscheibchen vergrößern. Allerdings wird es dann auch schwieriger, das Bild "scharf" zu stellen.



Filmauswahl:

Wollen Sie die Verfinsterung der Sonne in zeitlicher Abfolge festhallten, so empfehle ich Ihnen einen Negativ- oder Diafilm mit 100 ASA, wollen Sie nur während der Totalität (also der Zeit, in der die Sonne total verfinstert ist) fotografieren, können Sie auch einen Film mit höherer Empfindlichkeit verwenden (200 ASA oder 400 ASA).


Achtung, fotografieren Sie die Sonne nur mit geeignetten Filtern, sonst können Sie sich Augenschäden bis hin zur Erblindung zuziehen!


Filtermaterial:

Im Fotofachhandel gibt es "Baader-Folie" zu kaufen, mit der Sie sich einen Filter selber basteln können:

Baader Planetarium GmbH, Zur Sternwarte, 82291 Mammendorf, Tel.: 08145/8802

Auch die ICS Folie von Intercon Spacetec ist dafür geeignet:

Intercon Spacetec, Gablinger Weg 9, 86154 Augsburg, Tel.: 0821/414081

Oder Sie kaufen sich einen bedampften Filter, den Sie vor Ihr Objektiv schrauben können.


Belichtungszeiten:

Tabelle 1:                                   Fotos vor der Totalität:
Sonne kaum verfinstert  mit Filter 1/1000 Sekunde
Sonne teilweise (bis 30%) verfinstert mit Filter 1/1000 Sekunde
Sonne teilweise (bis 70%) verfinstert mit Filter 1/500 Sekunde
Sonne stark verfinstert mit Filter 1/250 Sekunde
Sonne fast ganz verfinstert mit Filter 1/125 Sekunde

Tabelle 2:                  Fotos während der Totalität:
Sonne fast ganz verfinstert ohne Filter 1/1000 Sekunde
Perlschnureffekt ohne Filter 1/500 Sekunde
Diamantringeffekt ohne Filter 1/250 Sekunde
Innere Korona ohne Filter 1/125 bis 1/60 Sekunde
Äußere Korona ohne Filter 1/30 bis 1 Sekunde hierzu habe ich leider
noch kein Bild


Die hier angegebenen Belichtungszeiten sind Richtwerte, je nachdem wie stark Sie mit Ihrem Objektiv abblenden können, sind Veränderungen der Belichtungszeit notwendig. Fotografieren Sie daher mit mehreren Belichtungszeiten, so erhalten Sie mit Sicherheit mindestens 1 gelungenes Foto pro Belichtungsserie. Alle Bilder in Tabelle 1 und 2 entstanden mit einem 1000 mm Teleobjektiv (im Focus der sogenannten "Russentonne")  mit Festblende 11 und sind Ausschnitte aus dem vollen Format, als Filter wurde ein metallbedampftes orangefarbenes Glas in Schraubfassung vor die Sonnenblende des Teleobjektives  geschraubt. Als Film wurde ein 400 ASA Diafilm verwendet.



Zur Ermittlung der richtigen Belichtungszeit/Blende gehen Sie am besten folgendermaßen vor:

Richten Sie die Kamera mit dem Filter vor dem Objektiv auf die Sonne aus und stellen Sie die Kamera so ein, daß Sie die Blende und Belichtungszeit manuell einstellen können. Beginnen Sie mit der größten Blendenzahl und der kürzesten Belichtungszeit, die Ihre Kamera bietet.

Tabelle 3                                Test für Belichtungszeit/Blendeneinstellung
Filmempfindlichkeit  in ASA
Blende
Belichtungszeit  in Sekunden
Warnung wegen Über- bzw. Unterbelichtung durch
rote Blinkleuchte
               
100  22 1/1000 ja
    22 1/500 nein
    22 1/250 ja
         
    16 1/1000 nein
    16 1/500 ja
    16 1/250 nein


Die in dieser Tabelle (Tabelle 3) angegebenen Werte sind nur Beispiele, die exacten Werte hängen von der möglichen Abblendung, der Dichte des Filters und der Filmempfindlichkeit ab. Generell gilt jedoch, je größer die Blendenzahl, desto länger die Belichtungszeit und desto größer der Tiefenschärfebereich.

Dei ermittelten Werte gelten für die volle Sonne. Je nach Bedeckungsgrad der Sonne können Sie dann die Belichtungszeit verlängern, oder die Blende reduzieren.

Während der Totalität entfernen Sie bitte den Filter, stellen auf Blende 5,6 und machen Aufnahmen mit verschiedenen Belichtungszeiten zwischen 1/250 s und 5 s. So erhalten Sie Bilder mit unterschiedlich weit belichteter Korona.



Korona- und Planetenfotografie:
Ob und wieviel Licht  von der weisen Korona auf Ihrem Film abgebildet wird, hängt stark von der Belichtungszeit ab. Um auch die Planeten und Sterne in der Nähe der Sonne auf den Film zu bannen, müssen Belichtungszeiten zwischen1 und  5 Sekunden gewählt werden.
Foto: Otto Farago

Besonders reizvoll sind Aufnahmen mit einem Weitwinkelobjektiv, damit lassen sich während der Totalität die unterschiedlichen Himmelshelligkeiten, die ausgedehnte Korona, Sterne und Planeten in der Nähe der Sonne sowie Teile der Landschaft darstellen. Hier empfehlen sich Belichtungszeiten zwischen 5 und 10 Sekunden.



Spezialeffekte:

Foto: Otto Farago

Mit Mehrfachbelichtungen und einem dafür verwendeten Weitwinkelobjektiv läßt sich die Sonnenbahn und die fortschreitende Verfinsterung sehr eindrucksvoll darstellen. Dazu müssen Sie alle 10 Minuten während der ca 3 Stunden dauernden Sonnenfinsterniszeit auslösen. Mit einer Mehrfachbelichtungsserie über den gesamten Verlauf beginnt man normalerweise 20 Minuten vor dem 1. Kontakt, da stellt man das Stativ so hin, daß die Sonne im unteren drittel an der linken Kante im Sucher ist. Dann wartet man 10 min., macht das erste Bild und dann in 10 min. Abstand macht man weitere Belichtungen bis kurz vor der Totalität. Dann Filter runter, lange belichten (1-2 s), Filter gleich wieder drauf und dann ebenfalls in 10 min Abstand belichten, bis die Sonne wieder rund ist.

Kontaktzeiten (gültig für Stuttgart) zur Berechnung der Mehrfachbelichtung:

1. Kontakt: 11.13.09
2. Kontakt: 12.32.55
3. Kontakt: 12.35.12
4. Kontakt: 13.56.54

1. Bild: 11.03, letztes Bild 14.03, macht 3 Stunden. Dazu braucht mann aber mindestens ein 35 mm Weitwinkelobjektiv, (Quer).

Besitzen Sie kein Weitwinkelobjektiv, so müssen Sie in Ihrer Bedienungsanleitung nachlesen, welchen Gradbereich Ihr Objektiv abbildet. Und dann von der Totalität rückwärts rechnen, um den richtigen Zeitpunkt für die erste Belichtung zu berechnen. Die meisten handelsüblichen 50 mm Objektive bilden etwa 45 Grad in der Diagonalen ab. Verwendet man sie querformatig, so ist das etwa genug für 1 Stunde und 50 Minuten. Also die erste Belichtung ca. 55 Minuten vor der Totalität machen...


Weitere Infos z.B. in folgendem Buch:

"Totale Sonnenfinsternis 11.August 1999" herausgegeben von Martin Birkmaier, ISBN 3-9805116-1-8

Noch Fragen oder Anregungen? Einfach eine Mail an: "astro@silvia-kowollik.de".


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