Die Sphinx Montierung von
Vixen samt Starbook und
ein 6"/750 mm Skywatcher Newton als Reiseteleskop:

 Testbericht von 
Silvia Kowollik

letzte Änderung:
10.10.2009

 
 

Meine erste Montierung war ebenfalls von Vixen - eine legendäre "New Polaris". Ursprünglich hatte ich sie mit anschraubbaren Nachführmotoren in beiden Achsen, einer Sinus II Steuerung von Boxdörfer und einer Russentonne auf einem Holzstativ 1995 gebraucht gekauft. Dies war mein Einstieg in die Beobachtertätigkeit.

Bald erwuchs in mir der Wunsch nach Fotografien, aber die Montierung war nur für kurze Belichtungszeiten zu gebrauchen. Ein heftiger Schneckenfehler und leichte Instabilität in Folge allzu häufiger Reisen mit den damit verbundenen Schrammen und Remplern verhinderte lange Belichtungszeiten.

Nachdem mit Webcam, diversen astrotauglichen Videokameras und digitalen Spiegelreflexkameras die Chiptechnik in der Astroszene Einzug hielt und die Belichtungszeiten drastisch sanken, versuchte ich es noch einmal mit der alten NP Montierung, Webcamaufnahmen der Planeten wurden dabei recht gut. Aber mehr als 10 Sekunden Belichtungszeit waren trotz einiger Versuche, die Montierung zu optimieren, nicht machbar. Also entschloß ich mich schweren Herzens, eine neue Montierung zu kaufen.

Meine wichtigsten Kriterien waren:

- Reisetauglichkeit
- geringes Gewicht (Flugreisen)
- Stabilität
- Steuerung mit Nachführkorrekturoption
- Preis

Nachdem ich in diversen Zeitschriften die Beschreibungen der aktuellen Montierungstypen studiert hatte, interessierte ich mich für die Sphinx. Beim Fernrohrland in Fellbach durfte ich eine solche Montierung in den Geschäftsräumen alleine aufbauen. Dabei überzeugte mich das Gewicht und die Stabilität dieser Montierung. Ich werde nicht kräftiger mit den Jahren und muß die Montierung auch zukünftig nachts im Feld alleine aufbauen können.

Hier meine ersten Erfahrungen mit ihr:

Die Montierung macht einen äußerst stabilen Eindruck. Kein Gefummel mehr mit dem Anbauen von Motoren, nicht tausend fuzzelige Schräubchen anziehen, einfach die komplette Montierung aus der Verpackung rausnehmen und auf das Alu-Stativ SX-HAL 110 draufschrauben. Stativ genau nach Norden ausrichten, Polhöhe auf Beobachtungsposition einstellen, Teleskoptubus mit Prismenschiene einklinken und festschrauben. Jetzt nur noch den Tubus auf der RE Achse ausbalancieren, dann die
Gegengewichtsstange rausziehen, Gewicht draufstecken, festklemmen und das Teleskop in der Stundenachse ausbalancieren, fertig.

Dieser Aufbau dauert bei mir ca. 3-5 Minuten, ich kann alle Teile alleine tragen, brauche tatsächlich keine weitere helfende Hand, das schaffe ich wirklich locker vom Gewicht her, ist auch im Dunkeln mit einer Stirnlampe prima alleine zu schaffen...

Ich habe einen 6" Newton drauf, da reicht das kleinste Gegengewicht völlig aus. Damit ich bei zenitnahen Objekten noch ohne Leiter etwas im OAZ sehe, habe ich die Beine vom Stativ überhaupt nicht ausgezogen. In der Position ist das Alustativ sehr stabil und absolut verwindungssteif. Finde ich sehr erfreulich :-))

Starbook mit dem mitgelieferten Kabel anstöpseln, Stromversorgung ein und los geht es...

Etwas gewöhnungsbedürftig finde ich, daß man jedesmal erst einige Einstellungen machen muß, ehe die Montierung losläuft :-((...

Bei meiner Sinus habe ich eingeschaltet und die Motoren liefen los, dann hab ich das Teleskop in den Arm genommen und positioniert...

Nimmt man die Montierung zum ersten Mal in Betrieb, muß die eigene Position und die Uhrzeit eingegeben werden. Das merkt sich das Starbook und zukünftig braucht man das nicht mehr eingeben. Beim Zeitumstellen muß aber manuell die neue Zeit (MESZ, MEZ) eingegeben werden. Leider kann man die Position nicht auf mehrere Kommastellen genau angeben. Im Zeitalter von GPS Positionen schade...

Beim Starten stellt man das Teleskop zuerst wagrecht (da sind extra Markierungen an den beiden Achsen), damit das Teil in etwa "weiß", wohin es guckt. Dann muß man bestätigen, daß man nicht ohne Filter in die Sonne guckt, dann kommt der "Kartenmodus" (ab jetzt läuft der RA Motor) und man geht mit Knöpflesdrücken auf dem "Gameboy" auf das erste Objekt, das man angucken will. Hat man die Position im Fadenkreuz auf dem Display, wechselt man in den "Teleskopmodus" und drückt auf Goto. Vorsicht, das Teleskop fährt recht zackig die Position an. Ich bin richtig erschrocken, wie schnell das ging...

Dabei brauchen die Motoren heftig Strom, ich hatte frisch gekaufte Batterien im Block, die haben recht schnell den Geist aufgegeben und das Display vom Starbook hat sich ausgeschaltet. Der RA-Motor lief dabei weiter, aber ich habe nichts mehr auf dem Display gesehen und konnte auch nichts mehr eingeben, nur noch den Ausschaltknopf an der Montierung drücken...

Stefan Korth von Vixen gab mir den Rat, meine Stromversorgung zu überprüfen. So eine Reaktion gäbe es, wenn die Spannung zusammenbricht...

Also lud ich meinen großen Akkublock von Panasonic (12V, 7,2 Ah / 20 HR) mal ganz voll und teste mit dem vollen Akku das Ganze noch einmal. Und jetzt hatte ich keine Probleme mehr. 7 Stunden mit etlichen Schwenks quer über den Himmel packte der Akku locker. Die Steuerung stieg nicht ein einziges Mal aus
:-))...

In ein paar Wolkenlücken konnte ich vorgestern erst einmal auf die Sonne halten. Einnorden war kein Problem, ich habe mich an den Plättle von meinem Balkon orientiert. Die verlaufen annähernd Nord/Süd. Die Sonne blieb bei kleiner Vergrößerung 30 Minuten im Gesichtsfeld. Also wurde ich mutig und habe den 1 1/4" OAZ vom Newton abgeschraubt und meine EOS ans T2 Gewinde rangeschraubt. Dabei bin ich aus Versehen 2x mit dem Fuß ans Stativ gestoßen. Trotzdem war die Sonne noch im Sucher der EOS drinn. Hey, das war prima :-))...

Mit meiner alten NP Montierung hätte ich so eine Aktion nicht hinbekommen. Da mußte ich immer nach dem Umbau das Objekt neu suchen...

   

Falls man auch tagsüber Sonne oder Planeten gucken will, wird es mit dem Starbook problematisch. Ich konnte rein garnichts auf dem Display erkennen. Selbst in meiner großzügigen Schattenbox für den Laptop konnte ich das Display nur schlecht erkennen, also habe ich "blind" die Knöpfles gedrückt, bis der RA Motor anlief und habe die Sonne dann von Hand bei geöffneter Klemmung eingestellt...

Wie ich tagsüber mal Venus einstellen soll ist mir bei dem Teil noch nicht klar, aber vielleicht finde ich noch eine Möglichkeit, ich muß die Bedienungsanleitung zum Starbook noch ein paar mal studieren...

Beim ersten nächtlichen Test auf dem Balkon war ich hocherfreut - nachdem ich 6 Referenzsterne im Laufe des Abends eingestellt hatte, traf ich bei Schwenks um 15 Grad am Himmel alle ausgewählten Objekte recht gut. Mutig geworden, stopfte ich die Webcam rein und testete M13.

Die Montierung ließ sich überraschend einfach bei dem wirklich winzigen Gesichtsfeld der Webcam steuern, auch ohne Polarstern hatte ich die Nordrichtung recht gut getroffen und somit kaum Drift.

 

11 " Drift in 920 Sekunden

Während der Aufnahme zogen mehrmals Schleierwolken und auch fette Brummer durch das Gesichtsfeld. Somit konnte ich nur 75 Bilder aus dem 200 Bildern umfassenden AVI verwenden, die Belichtungszeit lag bei jeweils 10 Sekunden. Um die Hotpixel zu entfernen, habe ich ein schwarzs T-Shirt über die Öffnung gelegt und 50 Darks mit der selben Belichtungszeit aufgenommen. Nach der Bearbeitung der beiden Filme hatte ich dieses Bild:

 

First Light am
27.8.2005

M13 mit Webcam
75 x 10 Sekunden

In der Zeit, in der mein Laptop das Bild von M13 berechnete, zogen dicke Wolken durch, aber es wurde noch einmal klar und so peilte ich M57 an.

Auch hier hatte ich einen Erfolg:

 

First Light am
27.8.2005

M57 mit Webcam
62 x 12 Sekunden

 

Anschließend peilte ich einfach mal die Milchstraße im Schwan an, viel Sterngewusel und bei manchen Sterne konnte ich Farben erkennen. Hier das Summenbild aus 110 Einzelbildern zu je 13 Sekunden Belichtungszeit...

 

First Light am
27.8.2005

NGC 7067 mit Webcam
110 x 13 Sekunden

 

 


Erst beim Abbauen wurde mir bewußt, daß ich ja noch den IR-UV Filter von den Planetenaufnahmen am Webcam-Adapter drauf hatte. Bei deepsky Objekten kann ich den weglassen, dann habe ich mehr Licht auf dem Chip... Nicht schlecht für einen ersten Test :-))

Schau mer mal, wie es das nächste Mal bei absolut klarem Himmel und besserer Einnordung wird...

Mit der Webcam im Focus meines Newtons habe ich ein Gesichtsfeld von 17 x 12,5 Bogenminuten, ein Pixel entspricht somit 0,8 x 0,8 Bogensekunden.


In Kärnten auf der Emberger Alm erfolgte der weitere Test der Montierung, und ich bin absolut zufrieden.

  Variable Zwergnova im äußeren Halo von M27 am 2.9.05, zwischen Mitternacht und 1 Uhr MESZ,
Webcamsummenbild mit 80 x 20 Sekunden Belichtungszeit, Darkabzug, kontrastgesteigert und tonwertkorrigiert

Gut aufgestellt, vernünftig auf den Pol ausgerichtet, konnte ich problemlos 8 Minuten mit der EOS huckepack auf meinem Newton ohne Nachführkontrolle fotografieren. Die Rohbilder waren grausig, lauter bunte Fehlerpixel und heftiges rosa Glühen in den Ecken, aber 5 Darks der selben Belichtungszeit gemittelt und von jeder Aufnahme abgezogen ergaben nach ein bissy Bildbearbeitung dieses Bild :-))...

   

NGC 7000 und Umgebung:

am 3.9.05 mit 55 mm Brennweite bei Blende 6.3 (Ausschnitt auf 25% verkleinert), Summenbild aus 3 Aufnahmen zu jeweils 8 Minuten Belichtungszeit

EOS 300D Huckepack auf meinem 6" Newton:

Es war extrem feucht, teilweise hatte ich richtige Tautropfen auf dem Starbook, in 1 Nacht hatte ich sogar ne Wasserschicht auf meinem Hauptspiegel, aber der "Gamenboy" hat das locker ausgehalten. Er lag entweder neben meinem Laptop in der "Dunkelkammer" um die anderen Beobachter nicht zu stören, oder direkt auf der Ablageplatte unter der Sphinx. Die lief von 21 -5 Uhr durchgehend, auch wenn der Himmel mal für 1-2 Stunden dicht war mit Wolken/Nebel. Ich habe gleichzeitig getestet, ob mein Akkublock ne Nacht durchhält. Das tut er... Und braucht dann etwa 14 Stunden Ladezeit. Ist also Abends wieder voll für die nächste Beobachtungsnacht...

Wer mit der Sphinx fotografieren will, muß sich unbedingt ne Verlängerungsstrippe für das Starbook kaufen oder aus der Gruschtelkiste holen. Das Starbook neben dem Laptop in der Dunkelkammer war genial. Mit Goto die Objekte angefahren, mittig gestellt und dann nur noch auf den Auslöser drücken. War fast schon dekadent :-))...

Negativ fand ich allerdings, daß die Knöpfe des Starbooks nicht beleuchtet oder zumindest unterscheidbar beim Tasten mit dem Finger waren.

Abhilfe schafft da nur, was draufzukleben, Pfeile oder andere Reliefteile...

Für "zarte Frauenhände" ist das Starbook ca. 2 cm zu breit, ich konnte mit 1 Hand das Teil nicht sicher bedienen, ich mußte es immer in beide Hände nehmen. Das gab Gleichgewichtsprobleme bei manchen Einblicken ins Okular....

Abhilfe könnte hier ein drangeklebter "Stiehl" bringen. Schau mer mal...

2 Jahre später:

Mittlerweile steht die Sphinx auf meinem Balkon und trägt seit November 2006 einen 8" Newton, f=5, das Gewicht des Newtons verkraftet sie wunderbar - sie ist jetzt mein Standardgerät für Planetenbeobachtung. Die notwendige Brennweite erreiche ich über Okularprojektion, die 1000 mm Originalbrennweite blase ich damit bis zu 8 Metern auf :-))...

   

Bei Planeten nehme ich entweder die Farbwebcam (Jupiter, Saturn) oder das Videomodul SK 1004-X mit speziellen Filtern für Beobachtungen im IR-Licht oder bei Venus auch den U-Filter von Schüler, um Wolkenstrukturen auf Venus zu dokumentieren.

Mittlerweile habe ich meinen Standort mit genügend hoher Genauigkeit eingegeben, um auch am Taghimmel helle Sterne oder Planeten zu finden.

Venus z.B. steht jetzt beim Anfahren am Taghimmel im Sucher. Zwar nicht ganz mittig, aber doch immer im selben Quadranten des Suchers, so daß ich sie durch leichtes Verfahren mit dem Starbook mittig zentrieren kann. Hier mal eine kleine Auswahl an Planetenbildern:



Mars mit 6" Newton bei f = 40,
Webcamaufnahme
 

 

Saturn mit 8" Newton bei f = 40,
Webcamaufnahme



Venus mit 8" Newton bei f = 40,
Videoaufnahme mit UV-Filter
 

 

Jupiter mit 8" Newton bei f = 40,
Videoaufnahme mit IR-Filter

Und noch ein Jahr später:

Seit 2008 habe ich eine s/w Firewirecam von The Imaging Source, die DMK 21AF04.AS. Mit einem Filterrad und Farbfiltern fotografiere ich damit Planeten.

Meinen 8" Newton habe ich mittlerweile mit DC-Fix Folie beklebt, dadurch wird er tagsüber nicht so warm und benötigt weniger Zeit zum Auskühlen. Auch tagsüber lassen sich damit jetzt wunderbar Aufnahmen von Sonne, Mond, Venus und auch Jupiter machen. Meine gesammelten Planetenbilder sind hier zu finden:

http://www.sternwarte-zollern-alb.de/mitarbeiterseiten/kowollik/

 


Noch Fragen oder Anregungen? Einfach eine Mail an: "webmaster@silvia-kowollik.de".


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