ITV

 23. Mai bis 26. Mai 2001

 

- Stuttgart, A81, 15.30 Uhr: der Kesser dampft, das Auto steht im Stau.
- Würzburg, A3, 17.30 Uhr: die Sonne brennt vom Himmel, das Auto steht immer noch im Stau.
- Aschaffenburg, noch eine Baustelle. Auf die Uhr sehe ich mittlerweile nicht mehr. Die Sonne brennt, das Auto steht im Stau...
- Seit 60 km keine Anhaltemöglichkeit. In Hessen scheint es keine Autobahnrastplätze zu geben. Und jetzt kommt ein Autobahnkreuz. Schweinkram. Wo zu Henker muß ich hin??? A3? A45? Ich entscheide mich aus dem Bauch für die A45. Klingt irgendwie vertraut. 
- Hanau. Schon wieder ein Autobahnkreuz. Und diesmal ist Fulda angeschrieben. Die Richtung stimmt. Da will ich hin. Aber die Nummer ist seltsam. A66. Die gibt es nicht auf meiner Karte. Oder hab ich mich verfranzt? Bin ich garnicht da, wo ich glaube??? Egal. Fulda ist ok. Immer noch kein Rastplatz. Also "frei Schnauze" nach Fulda. Irgendwann kann ich sicher anhalten. Oder aber ich erkenne eine Ausfahrt als richtig und drifte langsam zum Vogelsberg. Ach, was vermisse ich meinen Beifahrer...
- Schlüchtern-Nord. Baustelle. Die Autobahn hört auf. Landstraße Richtung Fulda. Aus dem "Stop and Go" wird STOP. Ups. Ich hab mich doch verfahren. HIER war ich definitiv noch nie. Da sich nix mehr tut auf den beiden Spuren, kann ich jetzt in Ruhe die Karte studieren...

Au weiha, ich bin zu weit nach Norden gefahren. Hätte schon vor 30 km die "Staubahn" verlassen sollen. Aber von hier geht ne "Pfitzenalstraße" Richtung Vogelsberg. Also fahre ich Richtung Sonnenuntergang. Und der schaut dramatisch aus. Der Himmel verfärbt sich langsam von tiefem Blau über Violett zu Orange und Gelb. Und mitten drinn wie eine riesige Orange unsere Sonne. Ich halte auf einer Hügelkuppe an und genieße den Sonnenuntergang. Sogar einen Fleck sehe ich. Wou. Leider ist meine digitale Kamera zu schwach auf der Brust, um dieses Schauspiel richtig zu dokumentieren...

Nach dem Sonnenuntergang widme ich mich wieder meinem Straßenatlas. Noch ca. 25 km bis Stumpertenrod. 2 Umleitungen, aber irgendwann und irgendwo treffe ich auf die Ringstraße und dann kann ich tatsächlich "nach Gedächtnis" fahren. Um 21.30 Uhr erreiche ich den Platz. Die Anfahrt zum diesjährigen ITV war gelinde gesagt ein "Mords-Streß". Für die knapp 300 km brauchte ich über 5 Stunden.



Anmeldung bei den Organisatoren


Platzsuche


Außerhalb


Außerhalb


Sonnenenergie


Sonnenmilch



Maggy-Team im XXL Format



Big Dob



Außerhalb

Als ich endlich ein Plätzle für mein Zelt auf dem Gelände gefunden habe, ist es schon fast dunkel. Schnell wuchte ich die wichtigsten Dinge aus dem Kofferraum - mein Zelt, die Luma und meine Bettdecke. Das Licht aus dem Kofferraum wirkt schon störend, also klappe ich den Deckel zu und verschiebe das restliche Ausladen auf den nächsten Morgen.

Mein Zelt ist schnell aufgebaut, die Luma aufgeblasen und das Bettzeug gerichtet. Mittlerweile ist es ganz dunkel, die Sterne funkeln wie Diamanten auf dunkelblauem Samt. Es sind sooo viele Sterne, daß ich Mühe habe, die einzelnen Sternbilder zu identifizieren. Mir ist immer noch heiß. Ein lauwarmer Wind streicht über das Gelände und von allen Seiten höre ich begeisterte Ausrufe. Da ich diesmal nur mein Fernglas dabeihabe, wandere ich langsam über den Platz und stelle mich in die Schlangen vor die "Big Lichteimers" und linse gespannt durch die Okulare. Wou. Mir bleibt die Spucke weg angesichts der tollen Bilder.

Mitternacht ist vorbei, die Milchstraße leuchtet wie ein weißes Band am Himmel. Der Mars geht auf und ich erkenne deutlich links oberhalb die Schildwolke. Ab und zu höre ich bekannte Stimmen in der Dunkelheit. Viele Freunde und alte Bekannte tummeln sich auf dem Platz. 

Vereinzelt leuchten Sternschnuppen auf und ein Aaaah, Schööööön  ist rundherum zu hören. Ich bin müde - es war ein langer Tag - aber auch total aufgekratzt. Immer wieder geht mein Blick nach oben. Der Anblick ist einfach faszinierend. So einen herrlichen Himmel haben wir in Stuttgart nicht. Ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten und habe Mühe, durch das Okular zu fokussieren. Mit leisem Bedauern gehe ich zum Zelt. Morgen soll es genau so schön wie heute werden...



Nachts Sterne pur, tagsüber e-mails bearbeiten...



Frühstück, mmmmmhhhh...



Am Donnerstag stehen die Autos der Tagesbesucher fast bis zum Ort auf der Straße



der größte temporäre Campingplatz des Landes ;-))



Junger Mond über meinem 16/70 Fujinon

Die Sonne brennt aufs Zelt und heizt wie ein Backofen. Im Vereinsheim stehen sie Schlange vor den Duschen. Also mache ich Frühstück. Es gibt es frische Brötchen - die kommen von den Veranstaltern, die restlichen Zutaten habe ich von zu Hause in einer Kühltasche mitgebracht.

Dank meines Handys und einer Modemkarte kann ich auch ohne Telefonsteckdose e-mails runterziehen und erste Bilder vom Platz ins Netz stellen. Allerdings ist das Licht so grell, daß wir nur unter erschwerten Bedingungen etwas auf dem Bildschirm vom Laptop sehen. Wir schatten uns ab, so gut es eben geht und kriechen dann mit der Nasenspitze fast in den Bildschirm...

Abends wird der Himmel langsam violett, und in unserer Ecke entbrennt ein Wettstreit, wer zuerst die junge Mondsichel oder Merkur entdeckt. Den Mond finde ich erst beim dritten Anlauf, Merkur habe ich dann als erste im Fernglas. 5 Minuten später entdecke ich ihn auch freisichtig im gelben Dunst über dem Wald...

Tagsüber hat Stefan Schuchhardt einen Vortrag gehalten über interessante Beobachtungsobjekte, außerdem die Zeiten für Iridiumblitze und die ISS genannt. Also Wecker gestellt und auf die Flashes gewartet. Laut erschallen dann die Ahhhs und Ohhhs, ein kollektiver Seufzer, als pünktlich auf die Sekunde der mickrige Satellit heller und heller wird. Leider hat meine Digi-Kamera keine Einstellung für Langzeitbelichtung - das wäre eine helle Strichspur geworden...

Mit meinem Fernglas und der Russentonne von Nachbar Rainer gehen wir auf Entdeckungstour im Süden. So ne Parallelbeobachtung macht Spaß. Zwischendurch linse ich immer wieder durch den Dob von Roland, vergleiche dann den Lagunennebel mit dem Anblick im Fernglas.

Bei 4 Grad Gesichtsfeld finde ich ihn recht einfach - ein Stückchen links von Mars, bin überrascht, was ich da so alles sehe. Links oberhalb davon entdecke ich auch noch einen Nebel, darüberer ein offener Haufen. Also Karkoschka raus und nachgesehen. Ja, ich habe M8, M20 und M21 im Gesichtsfeld. Rainer peilt über mein Fernglas, schraubt ein bischen an seiner Nachführung rum und schon können wir die Objekte nacheinander auch bei ihm beobachten.

Weiter geht es bei mir mit dem Omeganebel, im ersten Moment sehe ich 2 Objekte, dann sogar 3 im Gesichtsfeld. Nach heftigem Nachdenken und mehrmaligen Schwenken entdecke ich sogar unterhalb noch ein Objekt. Ich bin definitiv in der richtigen Gegend, ein Blick in den Karkoschka zeigt mir, daß ich links oben M16 erwischt habe, drunter M17, etwas aus der Mitte nach rechts verschoben, gerade noch am unteren Bildrand dann M18. Und wenn ich weiter Richtung Horizont schwenke, erkenne ich mitten zwischen den Stromleitungen einen schönen Kugelsternhaufen. Aber für M24 ist er zu weit weg. Was habe ich da??? Vielleicht ein nicht eingetragenes Objekt? Oder habe ich mich doch in der Entfernung getäuscht? Die Gegend kenne ich nicht. In Stuttgart kann ich im Süden nicht so dicht am Horizont beobachten - da stört ein Hügel, der Fernsehturm samt Lichtstrahl und die Flugplatzbeleuchtung...

 Zwischendurch linse ich bei Manfred und Micha durch deren Dobs, dann kommt der nächste Iridium-Flash. Wou, der ist sogar noch heller! Und kurz drauf sehe ich eine schöne Sternschnuppe. Manne, der grad durch sein Okular spechtelt, brüllt "Welches Sternbild?" tja, da ist die Schnuppe schon vorbei. Aber bei den nächsten rufen mehrere Leute den Sternbildnamen, so können die Okulargucker auch was von den Meteoren sehen...

Im Nordosten wird es schon wieder hell, die Dämmerung setzt ein. Langsam wird es ruhiger auf dem Platz. Die Musik vom Maggystand oder vom MASH? ist schon längst verklungen. Dann kommt die ISS. Schön, wie sie ruhig über den Himmel zieht. Langsam verblasßt die Milchstraße, bald geht Venus auf.



Preisverleihung für Selbstbauinstrumente



Plausch mit Micha und Manne



Kuchen für die Veranstalter



Flohmarkt

Am Samstag Vormittag werden die schönsten und originellsten Selbstbauten prämiert, anschließend gibt es einen Kuchen für die Veranstalter. 10 Jahre ITV, Petrus hat zum Jubiläum perfektes Sternguckerwetter aufgetischt. Für mich war es das beste ITV seit 8 Jahren. Nachmittags gibt es den obligatorischen Flohmarkt. Da muß ich mein Portmonai sehr festhalten. Am liebsten würde ich alles aufkaufen...

Langsam zieht sich der Himmel zu, heute Abend wird es nix mit Sternegucken. Und wegen der vielen Sonne bin ich für jede Wolke dankbar. Das grelle Licht hat mir Kopfschmerzen bereitet. Trotz Sonnenmilch habe ich einen leichten Sonnenbrand. Also baue ich schweren Herzens mein Zelt ab und fahre heim. Diesmal ist die Fahrerei angenehm. 2 1/4 Stunden brauche ich, dann bin ich zu Hause. Eine Dusche, dann mein Heiabett. Das ist alles, was ich jetzt noch brauche...