Aufnahmetechnik zur Saturnbedeckung durch den Mond
 am 02.03.2007 von
Silvia Kowollik

letzte Änderung:
26.02.2007

Vorbemerkung zur Technik:

Bis 2005 habe ich bei der Aufnahme von Sternbedeckungen analog gearbeitet - Analoge Videokamera, 220 V Videorecorder und 220 V Videomonitor:

Dieser Aufbau war sehr voluminös und auch recht schwer, alleine der Videorecorder wog 11,9 kg. Für Flugreisen sprengte dieser Aufbau die Begrenzung durch das zulässige Gepäck. Die 220 V für den Videorecorder und den Monitor mußten über einen Spannungswandler aus einer Autobatterie gewonnen werden. Da ich jedoch unabhängig von 220 V in jedem Gelände arbeiten wollte, bin ich Ende 2005 auf digital umgestiegen:

Die Kamera, der Bleigel-Akku für die Kamera, der "Kabelsalat" samt USB-Grabber, Timeinserter und DCF 77 Empfänger haben bequem in einem Alukoffer mit 40x30x15 cm Außenmaß Platz. Sogar der ultraflache Laptop paßt noch in den Koffer, und auch ein 500 mm / f = 8  Spiegelteleobjektiv. Lediglich das stabile Fotostativ muß extra getragen werden.

Mit diesem Equippment kann ich Sterne bis 9 mag locker aufnehmen. Sind die Sterne dunkler, benötigt man entweder ein lichtstärkeres Teleobjektiv oder ein Teleskop mit Nachführung und mindestens 4 " Öffnung. Mit meinem 8" Newton komme ich auf eine Grenzgröße von ca. 10.8 mag...

Der digitale Aufbau hat auch noch den Vorteil, daß das Kabel zwischen DCF 77 Empfänger und dem Timeinserter wesentlich kürzer werden kann. Es gibt keine Einstreuungen durch den Hochfrequenzteil des Videorecorders mehr. Somit entfällt eine Stolperfalle durch lange Kabel im Gelände :-))...

Dieses Mal werde ich jedoch voraussichtlich vom Dach der Sternwarte in Brittheim arbeiten, da spielt Gewicht und Strom keine Rolle. Also werde ich noch einmal auf analogen Aufbau zurückgreifen - das spart enorm viel Platz auf meiner Festplatte :-)), ersetze aber den Videomonitor durch meinen Laptop, der hat ein besseres Bild als der Videomonitor und erleichtert mir das Scharfstellen, denn ich möchte Saturn möglichst groß und scharf auf dem Video haben...

Theoretische Überlegungen zu Brennweite und Filtern:


 

Normalerweise nehme ich Planeten nur +- 2 Stunden zur Kulminationszeit auf, da stehen sie hoch über dem Horizont und es gibt weniger Beeinträchtigungen durch das Seeing. Die Saturnbedeckung durch den Mond findet jedoch rund 4,5 Stunden nach der Kulmination statt. Saturn steht dabei schon tief im Westen und ich erwarte Seeingprobleme in 28° Höhe. Daher habe ich mich entschlossen, den IR-Durchlaßfilter #93 von B+W mit dem Videomodul zu verwenden. Der hat bei tief stehenden Planeten bis jetzt recht gute Dienste in Form von Seeingberuhigung geleistet. Unsere Atmosphäre ist für langwelliges Licht "durchsichtiger" :-))...

Um auch die beiden Saturnmonde Titan und Rhea mit ins Gesichtsfeld der Kamera zu bekommen, verwende ich mit 5500 mm Brennweite eine eher moderate Vergrößerung durch Okularprojektion.

Spannend wird der Austritt - erwische ich den korrekten Bildausschnitt am Mond? Zwischen Ein- und Austritt liegen rund 30 Minuten. Soooo genau läuft meine Montierung bei der langen Brennweite nicht - normalerweise muß ich spätestens alle 10 Minuten die Nachführung sachte korrigieren...

Ich werde Saturn ab 3 Uhr einstellen und abstoppen, wie weit ich jeweils nach 10 Minuten korrigieren muß. Diesen Wert schreibe ich auf, bilde über die 40 Minuten bis zum Eintritt das Mittel der Korrekturen und korrigiere dann beim "Flug über den Mond" alle 10 Minuten um diesen Mittelwert...


 
  Während der Kulmination von Saturn kann ich mit meinem 8" Newton auf eine Brennweite von rund 7,5 Metern gehen und habe noch genügend Licht für den Einsatz des IR-Paßfilter.

Links eine Aufnahme von Saturn vom 16.02.2007 mit 7,5 Meter Brennweite und vorgeschaltetem IR-Paßfilter mit dem Videomodul SK 1004-X von Lechner.

Den Strom für den Videorecorder und den Laptop beziehe ich bequehm aus der Steckdose, die 12 V Spannungs-versorgung für die Nachführung meiner Sphinx, das Videomodul und den Timeinserter kommt aus 3 separaten 12 V Bleigelakkus. Jeder dieser Akkus kann notfalls alle 3 Geräte auf einmal für 2 Stunden mit Strom versorgen, das habe ich bereits getestet.

Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, jetzt bleibt nur noch das Hoffen auf gutes Wetter...


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