Marsbeobachtung mit 6" Newton  

Aufstellung des Teleskops, Brennweitenverlängerung mit
Baader-Okularprojektionsadapter
und Webcam 740 Pro als
Aufnahmeinstrument

von
Silvia Kowollik

letzte Änderung:
23.11.2005

 
  Die Planeten haben es mir angetan, sie sind mit Amateurmitteln einfach und günstig beobachtbar, selbst mitten aus einer hellen Kreisstadt vom Balkon aus sind sie zu "knacken".

Man kann ihre Rotation beobachten, Veränderung in ihrer Atmosphäre und ihre Monde sichtbar machen..

Bei der Aufstellung meines Teleskopes ergab sich ein kleines Problem. Über meinem Balkon befindet sich ein weiterer Balkon, der mir am südlichen Ende die Sicht auf den Polarstern nimmt. Mein Balkon ist jedoch  glücklicherweise exakt von Nord nach Süd gebaut, so kann ich mich an den Fugen der Balkonplättle grob orientieren.

So baute ich das Teleskop zuerst am nördlichen Ende des Balkons auf. Mit einer Wasserwaage habe ich die Stativbeine der Montierung in der Höhe so ausgerichtet, daß die weiße Ablageplatte genau horizontal stand. Beim Test blieb eine kleine Metallkugel aus einem Kugellager schließlich mittig auf der Ablageschale liegen... Dann stellte ich die Polhöhe auf den Breitengrad meines Wohnortes ein. Nach Einbruch der Dunkelheit stellte ich dann mit Hilfe des optional erhältlichen beleuchteten Polsucherfernröhrle der Montierung die Nordrichtung exakt ein und brachte Polaris mit Hilfe der Feinjustierung der Polhöhe ins Ziel.

Am nächsten Tag markierte ich die Punkte auf denen die Stativbeine standen, mit Filzstift und übertrug die Positionen auf die Südseite des Balkons. Ganz exakt habe ich es nicht geschafft, 2-3 Millimeter Abweichung ließen sich nicht vermeiden.

Nun stellte ich die Stativbeine der Montierung auf die neuen Markierungen am Südende des Balkons und verschob die Höhe der einzelnen Beine solange, bis die Grundplatte wieder horizontal ausgerichtet war und das Kügelchen sich nicht mehr bewegte. So ein Kügelchen ist viel genauer als jede Wasserwaage.

Gespannt wartete ich auf die Dunkelheit. Hatte ich genau genug gearbeitet? 2 Nächte war es bewölkt, ich biß mir schier die Fingerknöchel durch vor Ungeduld, dann kam endlich eine sternklare Nacht. Bei einem ersten visuellen Test blieb ein Stern 30 Minuten in der Mitte meines Okulares. Halleluja :-))...
 
  Mit meiner 3x Barlow-Linse erreichte ich nicht genügend Vergrößerung, also entschloß ich mich, mir einen Projektionsadapter von Baader zu kaufen. Mit einem 12,5 mm Plössel Okular  blase ich die ursprüngliche Brennweite von 750 mm meines Newtons auf 6 Meter auf. Das ist das Limit, mehr Vergrößerung bringt nicht mehr Details, nur noch ein dunkleres Bild...

Schraube ich alles vom Okularauszug des Newton ab, was runter geht und den Projektionsadapter direkt auf das T2 Gewinde, so habe ich gerade noch 4 mm bis zum inneren Anschlag, um Scharf zu stellen. Es ist schon etwas knifflig, bei 6 Meter Brennweite das Marsscheibchen visuell scharf zu bekommen.

Nachdem ich soweit war, kam der spannende Moment. Wie klappt es mit der Webcam?

Zuerst stellte ich Mars sehr genau mittig ins Okular, dann schraubte ich die beiden silbrigen Verlängerungshülsen auf den Adapter. Möglichst, ohne Drehmoment auf den Okularauszug auszuüben... Das war nicht so einfach, wie ich mir das vorgestellt hatte, aber nach dem 3. oder 4. Versuch hatte ich die Hülsen auf dem Adapter und Mars war noch einigermaßen mittig zu sehen. Also schob ich die Webcam in den Adapter und schaltete meinem Laptop ein. Auf dem Monitor meines Laptops hatte ich am unteren Rand des Gesichtsfeldes eine leichte Aufhellung - Mars!
 
  Jetzt "nur noch" scharf stellen, aber das war sehr fummelig. Berührte ich den Drehknopf am Okularauszug vorsichtig mit den Fingern, tanzte Mars wie wild über den Bildschirm, mehrmals verlor ich ihn sogar komplett aus dem Gesichtsfeld.

Nach ca. 20 Minuten hatte ich mich soweit an den Schärfepunkt herangetastet, daß ich Einzelheiten auf Mars erkennen konnte.

Nun drehte ich die Webcam so in der Okularklemme am Ende des Adapters, daß die Bewegungsrichtungen auf/ab links/rechts auf dem Starbook mit der Bewegung von Mars auf dem Bildschirm übereinstimmten. Jetzt war es einfacher, den tanzenden Mars zurück auf den Bildschirm zu positionieren und mich langsam an den exakten Schärfepunkt heranzutasten...

Da das Scharfstellen so eine problematische Angelegenheit war, beschloß ich, die Webcam für die gesamte Saison fest am Teleskop zu belassen. Auf meinem Balkon kein Problem, gegen Regen schütze ich Fernrohr und Montierung mit einer großen Mülltüte...

Bei 6 Meter Brennweite macht sich der Schneckenfehler der Montierung deutlich bemerkbar. Innerhalb von 10 Minuten läuft Mars mal nach links und dann nach rechts aus dem inneren Gesichtsfeld (352x288 Pixel) der Webcam. Aber da er das sehr sehr langsam tut, kann ich prima korrigieren...

Problematischer ist es mit dem Spiel der Deklinationsachse. Mars wandert langsam von oben nach unten durch mein Gesichtsfeld, drücke ich auf den Knopf der Deklinationsmotoren, passiert erstmal eine Weile garnichts (teilweise muß ich 15 - 20 Sekunden den Knopf gedrückt halten). Plötzlich "saust" Mars dann los und ist nach kürzester Zeit (1 - 2 Sekunden) nicht mehr im Gesichtsfeld. Bei der kleinstmöglichen Geschwindigkeit laufen die Deklinationsmotoren immer noch zu schnell für meinen Geschmack. Und sie laufen weiter, wenn ich den Knopf loslasse. Das ist läßtig!

Mittlerweile habe ich da etwas Erfahrung und lasse los, ehe Mars die Bildschirmmitte vom Gesichtsfeld erreicht. Dann wandert er langsam weiter gegen den oberen Rand und bleibt meist kurz vor dem Rand stehen.

Laut Auskunft von Vixen soll das mit einem Update der Starbook-Software zu beheben sein. Schau mer mal. Momentan ist der Himmel dicht und ich kann es nicht testen...  


Noch Fragen oder Anregungen? Einfach eine Mail an: "astro@silvia-kowollik.de".


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